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Bürgernetzwerk mahnt: Bensheim braucht einen Masterplan fürs Zentrum

Innenstadtentwicklung: Bürgernetzwerk begrüßt positive Entwicklungen und beklagt Abriss des Gesprächsfadens

„Was lange währt …“, kommentiert das Leitungsteam des Bürgernetzwerks die Ankündigung aus dem Rathaus, dass im Frühjahr die beschlossenen Maßnahmen rund um die Lauter, vom Rinnentor bis zur Mittelbrücke, in Angriff genommen werden sollen. „Das kann aber nur ein Anfang sein“, erinnert Architekt Sanjin Maracic an das schon vor zwei Jahren zur Diskussion gestellte Gesamtkonzept für die Nutzung und Gestaltung der Innenstadt. Es sieht unter anderem vor, die Lauter als dritte Achse – neben der Haupt- und der Bahnhofstraße – als Anziehungs- und Treffpunkt für alle Generationen in Szene zu setzen. Das Bürgernetzwerk erkennt in dem Bachlauf ein topografisches Kleinod mit dem Potenzial, Bensheims Zentrum insgesamt aufzuwerten und als attraktiven Begegnungs-, Verweil- und Konsumort zu stärken.

„Die Neugestaltung des Spielplatzes am Wambolter Hof mit Geräten, wie sie in der Innenstadt bisher nicht zu finden sind, und der fußläufige Zugang zum Gewässer liefern dafür neue Anreize“, so Ottmar Meissner, der im Bürgernetzwerk die Themen Digitalmarketing und regionale Produkte koordiniert. Begrüßt wird bei der Spielplatzerneuerung der integrative Ansatz mit barrierefreien Angeboten, zum Beispiel für Rollstuhlfahrer. Ein Gewinn sei auch die Beleuchtung des Rinnentorturms und der Mittelbrücke, die mehr Atmosphäre ins abendliche Bensheim bringe.

 

Erfreut zeigt sich das Bürgernetzwerk über den Tenor der Neujahrsansprache der Bürgermeisterin mit ihrem klaren Bekenntnis zu Investitionen in die Innenstadt und dem Aufruf zur breiten Mitwirkung der Bevölkerung. Bei aller Freude über die positive Entwicklung an der Lauter wie auch beim Kaufhaus Krämer, bei der Sparkasse und vielleicht sogar am Neumarktzentrum bleibe eine Mischung aus Verwunderung und Enttäuschung über die Art der Kommunikation und Kooperation der Rathausspitze, kritisiert der Lenkungskreis des Bürgernetzwerks. Dass die Information über den Beginn der Umgestaltung des Bereichs Wambolter Hof und Stadtbibliothek über die Zeitung erfolgte und der Beitrag der Beteiligten an den Bürgerforen nur mit einem Halbsatz erwähnt wurde, zeuge von wenig Wertschätzung für das zivilgesellschaftliche Engagement der mehr als hundert Mitwirkenden an den Brainstorming-Runden und in den Arbeitsgruppen zu innerstädtischen Detailthemen. „Wenn dies das Verständnis vom vielbeschworenen Bensheimer Weg ist, wird es schwerfallen, Bürgerinnen und Bürger zur Mitgestaltung zu gewinnen und Verantwortungsgemeinschaften aus den unterschiedlichsten Akteursgruppen zu bilden“, mahnt Karl-Heinz Schlitt als einer der Initiatoren des Bürgerforums zur Zukunft der Innenstadt. Die gleiche Sorge treibt auch Markus Bamberg um, der sich von der ersten Stunde an im Bürgernetzwerk unter anderem für den Verkehrsentwicklungsplan engagiert.

Umso wichtiger sei es, dem neu an den Start gegangenen Stadtmarketing-Verein und der ebenfalls auf Betreiben des Bürgernetzwerks installierten Stabsstelle Stadtmarketing im Rathaus die Spielräume zu gewähren, die Voraussetzung für kreative und schnelle Lösungen sind. Das gilt für die Ideen zur Steigerung der Attraktivität des Wochenmarkts genauso wie für die übrigen Umsetzungsprojekte, die mit Erfolg für eine Landesförderung angemeldet und mit einer Finanzspritze von 250 000 Euro honoriert worden sind.

Jetzt komme es darauf an, schnell Impulse zu setzen, damit der Neustart nach einer für Handel und Gastronomie quälend langen Phase mit lähmenden Corona-Auflagen gelingt, bekräftigt Eddi Winkler. Der ehemalige Inhaber mehrerer Fachgeschäfte kennt die Nöte der heute aktiven Geschäftsleute aus dem Effeff.

Nicht vergessen werde dürfe bei den stadtgestalterischen Überlegungen die notleidend wirkende obere Fußgängerzone, die dringend einer Aufwertung bedürfe, lenkt der Architekt und Stadtplaner Harald Heußer den Blick auf diesen stiefmütterlich behandelten Abschnitt. Ein Anfang könne dort mit einer Umgestaltung des Nibelungenbrunnens gemacht werden, wie dies im Konzept „Perlenkette“ vorgeschlagen werde. Notwendig seien aber vor allem Maßnahmen, um den nördlichen Eingang zur Innenstadt einladender zu gestalten. Statt des vorhandenen, arg schäbig wirkendenden Betonpflasters sollte dieser Bereich mit einem zeitgemäßen Bodenbelag aufgewertet werden, wie dies bereits vor vielen Jahren erfolgreich am Bürgerwehrbrunnen begonnen wurde.

Jenseits von Einzelprojekten brauche Bensheim einen Masterplan für die Entwicklung der Innenstadt, bekräftigt das Bürgernetzwerk abschließend. In diesem Punkt herrsche unter den Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung Konsens. Nur müssten den Worten auch Taten folgen.

Wir bedanken uns beim Bergsträßer Anzeiger für die Veröffentlichung des Beitrags am 18.01.2022. Siehe dazu auch : Bensheim braucht einen Masterplan für das Zentrum – Bensheim – Nachrichten und Informationen (bergstraesser-anzeiger.de)